Glossar
Inhaltsverzeichnis
Autismus
Autismus wird als eine Entwicklungsstörung bezeichnet, die sich in einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen und starken Emotionen sowie einer veränderten Wahrnehmung der Welt äußert. Es ist ca. 1% der Bevölkerung betroffen.
Signifikante Unterschiede zu sog. "neurotypischen Menschen" finden sich in der Kommunikation und sozialen Interaktionen. Einige Menschen auf dem Autismusspektrum können außerdem spezifische Interessen und wiederholende Verhaltensweisen aufweisen.
Man spricht vom "Autismus-Spektrum", weil es eine ganze Reihe von Nuancen gibt, in denen sich diese Entwicklungsstörung ausdrückt. Es sind also so viele Arten wie Menschen auf dem Spektrum.
Asperger
Das Asperger-Syndrom ist eine Form von Autismus. Gekennzeichnet durch Schwierigkeiten bei der Interaktion, Sozial- und Kommunikationsverhalten sowie spezifische Interessen und sich wiederholende Verhaltensweisen. Menschen mit diesem Syndrom verfügen oft über eine normale oder überdurchschnittliche Intelligenz (nach IQ-Wert) und bemerkenswerte spezifische Fähigkeiten. Im Gegensatz zu anderen Formen auf dem Autismusspektrum treten Sprachverzögerungen normalerweise nicht auf.
Dyssynchronie
Dyssynchronie ist ein Zustand, bei dem ein Missverhältnis zwischen der intellektuellen, emotionalen und körperlichen Entwicklung eines Kindes besteht. Dies bedeutet, dass verschiedene Aspekte seines Wachstums nicht im gleichen Tempo voranschreiten. Beispielsweise kann ein Kind für sein Alter fortgeschrittene intellektuelle Fähigkeiten aufweisen, aber eine emotionale oder soziale Entwicklung, die mit einem jüngeren Alter vergleichbar ist. Diese Asynchronität kann zu Herausforderungen bei sozialen Interaktionen und beim Lernen führen, da Fähigkeiten und Verhaltensweisen nicht auf typische Weise aufeinander abgestimmt sind. Dies verursacht bei neuroatypischen Kindern vielen Missverständnissen. Oft werden solche Kinder als sehr emotional empfunden.
DEI
DEI steht für Diversität, Equität und Inklusion. Das sind grundlegende Prinzipien zur Schaffung einer Umgebung, in der alle Menschen, unabhängig von ihren Unterschieden, voll und gleichberechtigt teilhaben können. Vielfalt erkennt und schätzt individuelle Vielfalt wie ethnische Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion, sexuelle Orientierung und körperliche Fähigkeiten. Equität (Fairness) bedeutet, faire und unparteiische Bedingungen für alle zu schaffen und dabei die besonderen Bedürfnisse und Hindernisse zu berücksichtigen, mit denen bestimmte Gruppen konfrontiert sein können. Inklusion zielt darauf ab, alle Stimmen und Perspektiven aktiv in Entscheidungsprozesse und Aktivitäten einzubeziehen und so ein Gefühl der Zugehörigkeit für jeden Einzelnen zu gewährleisten. Zusammen fördern diese drei Elemente ein respektvolles und kollaboratives Umfeld, das für Innovation und kollektives Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung ist.
Hyperemotionalität
Die Hyperemotionalität einer Person wird durch Emotionen gekennzeichnet, die von einem selbst, aber vor allem von der Umgebung als intensiver oder sogar übermäßig stark wahrgenommen werden. In "normalen" Situationen erscheinen sie als "unverhältnismäßig". Die Person empfindet die Emotionen jedoch stärker als der Durchschnitt aufgrund besonderen neuronalen Aktivitäten. So kann es hochremotionalen Personen schwer fallen, ihre Emotionen zu steuern und in stressigen Situationen ruhig zu bleiben.
Hochsensibilität
Hochsensibilität bzw. Hypersensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das durch eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber sensorischen, emotionalen und sozialen Reizen gekennzeichnet ist. Hochsensible Menschen können intensiv auf körperliche Empfindungen, die Gefühle anderer und das soziale Umfeld reagieren. Sie sind oft sehr einfühlsam und empfänglich für die Feinheiten ihrer Umgebung. Diese Sensibilität kann eine Quelle der Stärke sein, die eine tiefe emotionale Verbindung und große Kreativität ermöglicht. Sie kann aber auch zu einer Anfälligkeit für Stress und Überforderung führen.
Hyperästhesie
Hyperästhesie ist ein Zustand, bei dem eine Person eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Sinnesreizen hat. Das bedeutet, dass Sinneseindrücke u.a. wie Berührungen, Geräusche oder Licht anders, manchmal sehr intensiv oder schmerzhaft wahrgenommen werden. Hyperästhetische Menschen können alltägliche Situationen aufgrund dieser Überempfindlichkeit als unangenehm oder unerträglich empfinden.
Hochbegabung
Unter Hochbegabung, auch philo-kognitiv benannt, versteht man Personen mit einem IQ-Wert von 130 oder höher. Hochbegabte Menschen sind für ihr außergewöhnliches logisches und abstraktes Denken bekannt, aber auch ihre schnelle Lernfähigkeit und Informationsverarbeitung. Sie verfügen oft über eine unstillbare Neugier und ein bemerkenswertes Gedächtnis.
Begabung wird derzeit mit dem IQ gemessen, geht aber über eine Zahl hinaus, die Intelligenz messbar macht. Es beschreibt auch eine Art, die Welt wahrzunehmen, die sich in vielerlei Hinsicht von anderen unterscheidet.
Hochbegabte Menschen sind in der Regel hochsensibel, einfühlsam, perfektionistisch und wirken bei ihren vielen Interessen als sehr engagiert sowie manchmal sprunghaft. Sie verfügen über einen ausgerpägten Gerechtigkeitssinn.
Obwohl man über Begabung spricht, können sie auf Herausforderungen wie Langeweile, soziale Isolation und den Umgang mit Emotionen stoßen. Eine frühzeitige Erkennung und ein geeignetes Umfeld sind für ihre Entfaltung von entscheidender Bedeutung.
Misophonie
Misophonie ist eine neurologische Störung, die durch eine intensive Abneigung und eine negative emotionale Reaktion auf bestimmte Geräusche gekennzeichnet ist.
Dabei handelt es sich häufig um sich wiederholende Alltagsgeräusche wie Kauen, Fingertippen oder das Klappern von Stiften. Menschen mit Misophonie können angesichts dieser Geräusche Gefühle von Wut, Angst oder Ekel empfinden, was ihr soziales und berufliches Leben beeinträchtigen kann.
Diese Störung unterscheidet sich von der Hyperakusis, bei der es sich um eine allgemeine Empfindlichkeit gegenüber allen Geräuschen handelt, und erfordert eine spezielle Behandlung, um die Symptome zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern.
Neuroatypie oder Neurodivergenz
Neuroatypie oder Neurodivergenz bezeichnet natürliche Variationen in der Funktionsweise des menschlichen Gehirns gemäß einer definierten gesellschaftlichen Norm. Dazu gehören Zustände wie Autismus, ADHS, Legasthenie, Hochsensibilität und andere, die von den als typisch angesehenen neurologischen Normen abweichen. Neurodivergente Menschen denken, lernen und nehmen die Welt oft auf andere Weise wahr.
Neurodiversität
Neurodiversität ist eine Bewegung, die in den 1990er Jahren von der australischen Soziologin Judy Singer entwickelt wurde. Sie erkennt und würdigt die natürlichen Variationen in den neurologischen Funktionen des Menschen. Ursprünglich war sie auf Autismus ausgerichtet und wurde später auf ADHS, Legasthenie und andere Formen der Neuroaytpie erweitert. Heutzutage beinhaltet das Konzept der Neurodiversität die Vielfalt des Gehirns und feiert die Diversität der Gedanken, des Verhaltens und der kognitiven Fähigkeiten als Ganzes. Das Ziel ist es, Inklusion und Akzeptanz für alle zu fördern. In diesem Sinne ist jeder Mensch neurodivers.
Sternähnliches Denken
Das Sternähnliche Denken - auch als Baumstruktur oder netzwerkartig beschrieben - ist eine Denkweise, bei der sich Ideen nicht linear entwickeln, sondern wie die Äste eines Baumes. Eine zentrale Idee erzeugt mehrere andere Ideen, die sich wiederum in neue Ideen verzweigen können, sodass ein komplexes Netz aus miteinander verbundenen Gedanken entsteht.
Die Wissenschaft erforscht noch, ob diese Denkweise tatsächlich so erfolgt oder eher aufgrund der unglaublichen Geschwindigkeit der Gedanken so empfunden wird.
Tourette-Syndrom
Das Tourette-Syndrom ist eine neurologische Störung, die durch unwillkürliche motorische und vokale Tics gekennzeichnet ist. Motorische Tics können plötzliche Bewegungen wie Blinzeln oder Grimassen umfassen, während vokale Tics Laute wie Grunzen oder Wortwiederholungen beinhalten können. Das Syndrom tritt meist in der Kindheit auf und kann im Laufe der Zeit in seiner Intensität variieren.
Synästhesie
Synästhesie ist ein neurologisches Phänomen, bei dem die Stimulation eines Sinnes zu automatischen und unwillkürlichen Erfahrungen in einem anderen Sinn führt. Bspw. könnte eine Person mit Synästhesie Farben wahrnehmen, wenn sie Musik hört, oder Buchstaben und Zahlen mit bestimmten Farben in Verbindung bringen. Das bedeutet, dass die Sinneswahrnehmungen auf ungewöhnliche Weise gekreuzt werden, wodurch einzigartige multisensorische Erfahrungen entstehen. Synästhesie ist von Person zu Person unterschiedlich und kann verschiedene Kombinationen von Sinnen umfassen.
AD(H)S
Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung, mit oder ohne Hyperaktivität, ist eine neurologische Entwicklungstörung, bei der eine gewisse Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Selbstregulation zu sehen ist.
Sie tritt häufig in der Kindheit auf und kann bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Sie beeinträchtigt die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, still zu sitzen, Anweisungen zu befolgen und impulsives Verhalten zu kontrollieren. Somit kann sie im Erwachsenenalter u.a. die Organisation des Alltags, Priorisierung von Aufgaben sowie den Umgang mit der Zeit beeinflussen.
Eine Diagnose kann in manchen Fällen empfehlenswert sein. Mögliche Ansätze im Umgang mit AD(H)S können Verhaltenstherapien, Medikamente und pädagogische Unterstützung umfassen, um bei der Bewältigung der Symptome zu helfen und die Lebensqualität zu verbessern.
Lernschwäche
Unter dem Begriff "Lernschwäche" werden mehrere spezifische Entwicklungstörungen beim Lernen zusammengefasst. Diese können u.a. die Sprache, das Lesen und Schreiben, die Mathematik und motorische Koordination betreffen. Sie sind nicht mit einem intellektuellen Defizit verbunden, sondern mit spezifischen neurologischen Funktionsstörungen.
Es gibt verschiedene Lernschwächen:
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Legeasthenie (Dyslexie): Eine spezifische Lesestörung, die sich in Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Wörtern, beim flüssigen Lesen und beim Verstehen des Gelesenen äußert.
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Lese- und Schreibschwäche: Eine Störung des Erwerbs und der Automatisierung der Rechtschreibung, die häufig mit einer Legasthenie einhergeht und die Fähigkeit, Wörter richtig zu schreiben, beeinträchtigt.
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Schreibschwäche (Dysgraphie): Eine Schreibstörung, die die Qualität und Lesbarkeit der Handschrift beeinträchtigt. Sie äußert sich oft in einer langsamen, unleserlichen und anstrengenden Handschrift.
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Dyskalkulie: Eine spezifische Störung, die mit arithmetischen Denken zu tun hat und in der Mathematik besonders auffällig ist. Sie umfasst Schwierigkeiten beim Verständnis von Zahlen, arithmetischen Operationen und mathematischen Konzepten.
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Dyspraxie (oder Entwicklungsbedingte Koordinationsstörung) : Eine Störung der motorischen Koordination, die die Fähigkeit, präzise Gesten auszuführen, beeinträchtigt und häufig durch Ungeschicklichkeit und Schwierigkeiten bei der Ausführung fein- oder grobmotorischer Aufgaben beobachtet wird. Eine Person mit Dyspraxie hat zwangsläufig auch eine Schreibschwäche (Dysgraphie), was anders herum nicht der Fall sein muss.